„29 % der Erwachsenen weltweit erkranken an einer psychischen Störung. Dies verursacht viel Leid bei den Betroffenen und hohe Kosten im Gesundheitswesen. Deshalb ist vorbeugen besser als heilen“, mit diesen denkwürdigen Sätzen startete Dr. Matthias Dobmeier in seinen Vortrag zum Thema: „Wie Jugendliche resilienter werden.“
Die Aula der Realschule der Pfingstrittstadt war zur besten Fernsehzeit an einem Mittwochabend sehr gut gefüllt und die Eltern unserer Schülerinnen und Schüler aller sechs Jahrgänge konnten einen äußerst kurzweiligen Vortrag, der gespickt war mit vielen Informationen rund um das menschliche Gehirn, hören.
Der Realschule gelang es nun schon zum zweiten Mal Dr. Matthias Dobmeier, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, zu gewinnen, der gleich eingangs anhand eines Springballs den Begriff Resilienz (Widerstandsfähigkeit oder die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen) erläuterte.
Seit der neuen Shell – und der COPSY – Studie (Covid-Psyche) weiß man, dass es fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen aktuell schlechter geht als vor der Pandemie. Sie haben Sorgen zu den Themen Kriege, Terrorismus und Klima, während sie zeitgleich mit ungefilterten Berichten aus den Medien konfrontiert sind. Ängste und depressive Symptome sind häufige Auswirkungen.
Dr. Dobmeier erläuterte, dass unser Gehirn ein hochkomplexes, plastisches Organ ist und dass die verschiedenen Hirnareale, ähnlich einer Landkarte, unterschiedliche Aufgaben ausüben. Neuronale Verbindungen kommen in unserem Leben ständig hinzu, wobei sich das, was wir häufig machen, im Gehirn auch so abbildet. Aus schmalen, engen Pfaden können sich breite Trampelpfade entwickeln. Ob das positive oder das negative Informationszentrum gestärkt wird, das hat jeder Mensch selbst in der Hand. Beschäftigt man sich überwiegend mit positiven Dingen, dann wird das positive Informationszentrum stark. „Lassen Sie ihr Kind ein Stärkentagebuch führen und jeden Abend drei Dinge dort eintragen, die ihm gut gelungen sind. Loben Sie Ihr Kind häufig, aber nur für das, was wirklich lobenswert ist“, riet Dobmeier den Eltern.
An die Erwachsenen gerichtet stellte er die Frage, ob es Sinn mache, mehrfach am Tag Nachrichten zu schauen, da diese durchgehend negativ besetzt seien. Sehr eindringlich betonte Dobmeier, dass Krisen und Niederlagen Entwicklung bedeuten. Kann man sich aus einer Krise selbst herausziehen, erkennt man die eigene Selbstwirksamkeit. Das Selbstwertgefühl wird gestärkt und die Jugendlichen bekommen Problemlösungsstrategien an die Hand, die sie das nächste Mal nutzen können.
Eindringlich richtete Dobmeier den Appell an die Eltern: „Also, räumen Sie Ihren Kindern keine Steine aus dem Weg! Seien Sie aber bei Krisen ein guter Ansprechpartner. Stärken Sie die Stärken Ihrer Kinder und akzeptieren Sie deren Schwächen!” Eine fundamentale Erkenntnis ist es, laut Dobmeier, das zu ändern, was möglich ist, und die Tatsachen zu akzeptieren, die nicht in der eigenen Macht stehen.
Am Ende seines Vortrages fasste Dobmeier zusammen: „Wer ein gutes Selbstwertgefühl, viele soziale Kontakte im analogen Leben und ein breites Konfliktlösepotential hat, sich zudem ausgewogen ernährt und regelmäßig bewegt, der hat gute Chancen gesund zu bleiben und resilient zu sein.“
Frau BerRin Kerstin Kern dankte Dr. Dobmeier für seinen informativen Vortrag. Viele Eltern unserer neuen Fünftklässler waren an diesem Abend anwesend. Im Unterrichtsfach FIT (Fit im Team) der Jahrgangsstufe 5 startet nun der Resilienzbaustein. Der Elternabend war somit der Startpunkt dafür.
Dieser Baustein zielt auf die Stärkung der psychischen Gesundheit ab. Mit Hilfe von einfachen Übungen lernen die Schülerinnen und Schüler ihre Stärken kennen (Stärkentagebuch), die sie dann gezielt einsetzen können um selbstwirksam zu handeln und Krisen zu bewältigen, denn die gehören nun einmal zum Leben dazu. Das Thema liegt der Lehrerschaft und der Schulleitung schon sehr lange am Herzen und wird ständig weiterentwickelt und auch in anderen Jahrgangsstufen eingebaut.
Wir hoffen, dass die psychische Widerstandskraft, also die Resilienz unserer Schülerinnen und Schüler, dadurch steigt.


